Drehmoment & Wendepunkt

#001 - Fitness beginnt (und endet) im Kopf

Christian Anderl & Daniel Lustig Season 1 Episode 1

Stell uns eine Frage

In der ersten Folge wollen wir dir erst mal kurz erklären, warum wir das hier machen. Aber noch viel wichtiger - der wichtigste Teil an jedem Fortschritt, egal ob sportlich oder in anderen Lebensbereichen: Dein Kopf.

Wie kommst du in Bewegung oder besiegst den berühmten "Schweinehund". Es braucht weder brachiale Gewalt, noch sonderliche Disziplin. Nur eine kleine Veränderung, die jede/r einfach hinbekommt.

Daniel:

Hallo zusammen. Ja, ich melde mich aus einem ganz neuen Format, hier diesmal von der Couch und ich bin noch nicht alleine. Zu meiner Linken sitzt der Christian, Christian Andal. Es hat einen bestimmten Grund, warum du da sitzt, Christian. Wir beide starten ein gemeinsames Projekt, also du hast dich an mich gewandt, zwecks der Trainingsbetreuung und bei den ersten Gesprächen sind wir draufgekommen... Du befindest dich in einer Situation, wo sich viele wiederfinden werden und dadurch vielleicht du, wenn du dich in der gleichen Situation befindest, nicht auch die ganzen Fragen bei ChatGPT eingeben musst oder bei Google eingeben musst, sondern hier einfach begleitet wirst. Deshalb machen wir das hier. Christian, in welcher Situation

Christian:

bist du? Das ist genau der Punkt. ChatGPT habe ich auch schon befragt. Kurz umrissen. Ich bin gerade 50 geworden und war zwar nicht unbedingt komplett unsportlich mein ganzes Leben, so ist es jetzt nicht, dass ich gar nie irgendwas gemacht habe, aber ich war jetzt nie auf deinem Level, ich war nie Spitzensportler. Ich bin aber saugern Rad gefahren, Rennrad, Mountainbike, das habe ich immer gern gemacht. Aber in den Gesprächen haben wir das schon geklärt. Letztens beim Mittagessen hast du es mir ganz gut erklärt, was meine Trainingsstrategie früher war, vor 15, 20 Jahren meinen Körper K.O. schlagen, warten, bis er wieder aufsteht und wenn er steht, wieder K.O. schlagen. Und das so lange, bis er halt hoffentlich die Watschen ein bisschen besser wegsteckt. Das ist im Großen und Ganzen das, wie ich trainiert habe. Also ich habe nicht trainiert, ich bin einfach gefahren und habe mich fertig gemacht dabei. In der langen Rede kurzer Sinn, jetzt bin ich 50 geworden. In der Zwischenzeit, in den letzten zehn Jahren vor allem, ist das Leben dazwischengekommen. Ich bin Vater geworden, ich bin selbstständig, ich bin sehr wenig dazugekommen, sehr unregelmäßig. Wenn ich gefahren bin, dann halt einmal hin und wieder meinen Körper K.O. schlagen und das war's. Dann einen Motorradunfall dazwischen gehabt vor ein paar Jahren, der meine Schulter und mich insgesamt ziemlich flach gelegt hat. Und dann ist diese Erkenntnis gekommen, dieser schmerzhafte Punkt, wo ich gesehen habe, Ja, genau. Weil die Strategie sich halt jetzt mit 50 einfach nicht mehr umsetzen lässt. Jetzt schlägst du den Körper K.O. und der bleibt halt einfach liegen und steht nicht einfach so wieder auf wie früher. Und dann habe ich dich kennengelernt in einem Moment von vollkommenem Größenwahn, würde ich jetzt sagen, weil ich bin tatsächlich... bei einer Rennradrunde mitgefahren. Ich muss aber dazu sagen, Moment, einen Freund von dir muss ich eigentlich dafür verantwortlich machen, der mich eingeladen hat und viermal nachgebohrt hat und gesagt hat, komm mit. Und ich habe nur gesagt, ich glaube, das schaffe ich nicht, ich glaube, dort verrecke ich. Und genau das ist halt dann passiert. Du hast mich dankenswerterweise versucht zu retten und hast mich ein paar Mal da irgendwie abgeholt im Windschatten, aber selbst das hat nichts mehr gebracht. Da habe ich dann gemerkt, so geht es nicht weiter. Und du hast so nebenbei fallen lassen, dass du Coach bist. Und dann habe ich mir gedacht, das ist jetzt genau der Moment. Und du hast eh schon gesagt, wir haben dann beschlossen, das kann man doch eigentlich in Podcast-Form packen, weil da bin ich nicht der Einzige, da muss man gar nicht 50 sein, da reicht 40 schon. Ich glaube, da reicht Mitte 30, oder? Also, dass man spürt, Es ist nicht mehr so leicht, wie es mal war. Und ich komme aber jetzt drauf, in der Zusammenarbeit mit dir auch, jetzt schon ganz am Anfang, merke ich, wenn man es richtig macht und wenn man nicht nur auf K.O. schlagen setzt, sondern mit Strategie an die Sache herangeht, dann ist es viel einfacher als gedacht. Ich sage nicht leicht, es ist nicht leicht, also Sport ist nie leicht, soll schon nicht unbedingt sein, aber es ist viel einfacher. Und auf Schlaf und Ernährung habe ich schon eine Zeit lang geachtet und versucht, mich da zu orientieren. Und dann haben wir gesagt, eigentlich könnte man da, du bist genauso interessiert an all diesen Dingen, du kennst die aus, du weißt wirklich, was du tust, im Gegensatz zu mir, der das alles aus dem Internet zieht. Könnte man da einen Podcast machen, der allen hilft, die irgendwie gern ein bisschen besser leben möchten. Oder die glauben, so wie ich das wahrscheinlich geglaubt habe lange Zeit, das ist wahnsinnig anstrengend, sich mit Schlaf und Ernährung und dem ganzen Thema auseinanderzusetzen und dann nur Sport. Das muss ich ja dann hauptberuflich machen. Ich habe ja ein Leben auch noch. Und die glauben, man kriegt das nicht ins Leben rein. Doch kriegt man, wenn man die richtigen Dinge macht. Und das machen wir jetzt in der Hoffnung, für euch filtern zu können. Also ich bin quasi der Trash-Test-Dummy vom Daniel, der jetzt einfach an mir ein bisschen zeigt, was man richtig machen kann. Und im Idealfall kriegen wir in diesem Podcast diese Informationen so für euch gebacken, dass ihr davon profitiert und das mitnehmen könnt. Das ist der Plan. Genau, exakt. Und das war die Kurzversion. Viel kürzer kann ich nicht.

Daniel:

Perfekt. Dann lass uns vielleicht gleich mal mit den Fragen starten, weil, wie du schon gesagt hast, es ist quasi so ein zweiter Anlauf. Es kam das Leben dazwischen und ich glaube, das ist ganz normal. Also es gibt einfach Lebensphasen, sei es die Familiengründung, sei es die jobbliche Neuorientierung oder Weiterentwicklung. wo der Sport, den man oft in jungen Jahren betreibt, aus dem Fokus rückt. Und das ist, finde ich, ein ganz natürlicher Prozess. Und dann kommt irgendwann der Punkt, und da möchte ich auf dich zurück zitieren. Du hast einmal zu mir gesagt, naja, jetzt bin ich 50, merke aber, dass nicht mehr alles so leicht geht und dass ich nicht mehr so fit bin. Und ich möchte aber noch lange leben. Und es geht nicht darum, lange zu leben, sondern lange gesund zu leben. l Also umgangssprachlich oder als Modewort würde man auch Longevity dazu sagen. Ich verwende das Wort eher ungern, weil es viel zu sehr gebraucht wird, aber mir gefällt die Lebenseinstellung und ich glaube, das ist der Punkt, den wir heute hier vermitteln wollen. Gesund und mit Freude sich seine Leistungsfähigkeit wieder zu beschaffen, Schrägstrich zu erhalten.

Christian:

Ganz genau. Also das ist jetzt auch eines der ersten Dinge, die ich gerade... Freude ist ein ganz wichtiger Punkt, glaube ich, den du gerade genannt hast. Ich habe die letzte Woche angerufen und habe gesagt, die letzten Wochen davor, bevor ich mit dir gearbeitet habe, war mein Training anstrengend. Also da habe ich mehr das Gefühl gehabt, ich tue was für meinen Körper. Aber du hast mich auch richtigerweise daran erinnert, dass ganz kurz davor eigentlich der Punkt war, nach drei, vier Wochen alleine trainieren ohne dich, habe ich diesen Punkt erreicht, wo ich gemerkt habe, Körper sagt gerade, entweder du machst jetzt Pause, Oder du liegst morgen. Das war eindeutig für mich zu spüren. Morgen in der Früh Fieber, wenn ich jetzt nicht wirklich sofort Ruh gebe. Und habe dann zwei, drei Tage aufgehört. Und dann ist es wieder gegangen. Und dann habe ich gemerkt, da ist meine Grenze. Und jetzt fühlt es sich viel leichter an. Einfacher und leichter. Aber ich sehe schneller oder habe das Gefühl, dass ich schneller Fortschritte habe. Spüren kann. Das ist beim nächsten Mal, wenn ich aufs Rad steige. Einfach merke, uh. da geht etwas weiter. Und was wir vielleicht zu dem Ganzen auch noch dazu sagen sollten, einer der Gründe, warum ich jetzt mit dir arbeite und warum wir zusammengefunden haben eigentlich, war, dass ich zu diesem Zeitpunkt, wo ich offensichtlich nicht in der Lage war, bei einer ganz normalen Feiertagsausfahrt von euch mit 28 bis 30 kmh Schnitt auf 70 Kilometer mitzuhalten, mein größtwahnsinniger Plan ist, innerhalb von spätestens zwölf Monaten aufs Rennrad zu steigen und von Tulln oder Wien nach Amsterdam zu fahren, was grobe 1200 Kilometer sind in einer Woche. Also 170 am Tag mit Gepäck, ohne Pausetag. Und da ist mir schon klar, das braucht Training, insbesondere in meinem Alter. Das braucht gezieltes Training, da muss er wissen, was er tut. Und jetzt kommen wir zu diesem Punkt und ich glaube, darüber sollte man in Folge 1 mal kurz irgendwie reden. Ich glaube, es ist total unterschätzt oder die meisten, die versuchen, sich fitter zu kriegen, haben da Ich war zumindest, glaube ich, auch immer so und deswegen glaube ich, dass es vielen so geht. Man hat so im Kopf diese Barriere zu überwinden, dass man sich jetzt anstrengen muss. Und man merkt schon, ja, irgendwie sollte ich was tun, weil dann wäre ich fitter. Aber es ist diese Blockade von, boah, da muss ich mich überwinden und da muss ich raus bei der Tür und da muss ich bei jedem Wetter vielleicht und anstrengend und Qual und Schmerzen. Wie kriegt man das möglichst schnell weg? Wenn man jetzt keinen Trainer hat wie dich, der einfach in einen Trainingsplan reinschreibt, du fährst jetzt 90 Minuten mit dermaßen wenig Anstrengung, dass du das Gefühl hast, du tust gar nichts. Wie kriegt man es selber hin? Oder wie kriegt man überhaupt, glaube ich, es ist eine Kopfsache, wie kriegt man es am besten hin, dass man andere Einstellungen zu dem Ganzen entwickelt und mit Freude darauf zugeht?

Daniel:

Da gibt es viele Antworten und vielleicht eine der ersten Antworten wäre, sich wie so oft im Leben die Frage des Warum zu stellen. Warum mache ich das? Warum möchte ich das machen? Und ist das Ziel das Ziel oder ist der Weg das Ziel? Und bei dir ist es der Weg, weil wenn du von Amsterdam nach Wien gefahren bist, das ist zwar das Ziel, aber das richtige Ziel ist eigentlich gesund, fit zu altern und Freude daran zu haben. Das ist Punkt eins. Der Punkt Nummer zwei ist, wie schafft man es, Freude daran zu entwickeln? Ein ganz großer Punkt ist, sein Projekt zu teilen. Einerseits mit seinem Umfeld, weil das Umfeld kann in solchen Situationen extrem unterstützen. Beziehungsweise vielleicht fühlt sich auch das Umfeld motiviert dazu, daran teilzuhaben. Und genau wenn ich an die Ausfahrt denke, die du besprochen hast, ich sehe immer wieder bei unseren Ausfahrten dieselben Gesichter und dieselben Fahrer und Fahrerinnen. Und das ist für mich einfach ein Zeichen, okay, wir machen was richtig. Weil wenn die Leute wiederkommen und sie kennen sich dann schon, dann ist das einfach eine Gemeinschaft. Und das Schönste, also das erzähle ich immer sehr gerne, ist für mich ein Trainingslager. Also ich veranstalte gemeinsam mit einem Geschäftspartner immer einmal im Jahr ein Trainingslager, wo wir mit unseren Sportlern und auch externen Leuten eine Woche Radfahren gehen, laufen, schwimmen und vor allem an der Technik arbeiten. Und das schönste und größte Kompliment ist, wenn sich die Personen, die da mitgefahren sind, dann im Nachhinein verabreden, um Sport zu machen, vielleicht auch privat mal was trinken zu gehen, essen zu gehen, die Familien sich kennenlernen und einfach Freundschaften entstehen. Weil was wir uns immer auch klar machen müssen ist so, wir sind ein bisschen die Summe aus den fünf nächsten Menschen. Und ob das jetzt die vier Menschen sind oder die sechs Menschen sind, die uns ständig umgeben. A denen ihre Gewohnheiten wären auch unsere Gewohnheiten. Und das ist auch schon der nächste Punkt. Rhythmus finden. Und wenn ich nicht daran denke, puh, heute ist wieder Dienstag und ich sollte eigentlich Radfahren, Laufen, Schwimmen, Krafttraining machen gehen, was auch immer, sondern vielleicht auch mal zu sagen, ich darf mir heute die Freiheit nehmen und mache meine 30, 45, 60 Sekunden Minuten Sport, was auch immer, das tue ich für mich. Und sei es, wenn ich dabei eine gute Podcast-Folge höre, oder ob ich mir ein neues Album anhöre, oder ob ich einfach in der Natur draußen bin und einmal meine Umwelt wahrnehme und die Gedanken schweifen lasse. Aber auch diese Dankbarkeit zu zeigen, ich nehme die Zeit für mich.

Unknown:

Ja.

Christian:

Ich glaube, das ist ein wichtiger, also aus meiner Newbie-Sicht, ein ganz wichtiger Punkt für mich ist gerade, eben das einmal in seinen Kopf zu kriegen, dass es nicht so sauanstrengend sein muss. Dass Training nicht heißt, 30, 60, 90 Minuten so aus dem letzten Loch zu pfeifen, dass man zurückkommt und eigentlich den ganzen nächsten Tag streichen kann, weil man eh zu nichts mehr in der Lage ist. Sondern es war für mich jetzt gerade echt ein wichtiger Aha-Moment in den letzten Wochen, fallweise von einem Training zurückzukommen, das sich überhaupt nicht nach Training angefühlt hat, sondern eher, ich bin jetzt gerade ein bisschen aufgewärmt. Von meinem Gefühl her, ich bin zurückgekommen, habe Frühstück gemacht und habe mir gedacht, okay, ja, ich kann jetzt meinen Tag ganz normal leben. Und im Gegenteil, das führt dann dazu, dass sich der Tag danach besser anfühlt, weil ich habe mich bewegt, ich habe mich irgendwie in Schwung gekriegt. Und ich glaube, Also aus meiner Sicht, ich glaube, es reicht einfach, wenn man drei solche Trainingseinheiten hintereinander, also nicht jeden Tag, sondern in einem Zeitraum von ein, zwei Wochen, drei solche Einheiten hinkriegt. Und du korrigierst mich natürlich, wenn ich falsch liege. So ganz leichte Low-Intensity-Training, Elite-Training nennst du das.

Unknown:

Mhm.

Christian:

bei denen man einfach nur Spaß an der Bewegung hat, Spaß am Draußensein, Spaß am was auch immer machen und spürt, dass man sich nachher besser fühlt, ohne dass man komplett erledigt ist. Und meiner Erfahrung nach macht es dann nachher genau diesen Klick, der bei mir jetzt passiert ist, dass ich eben nicht mehr das Gefühl habe, ich muss unbedingt wieder was tun, sondern ich eher an Ruhetag mich geärgert habe, weil ich mir gedacht habe, ich darf heute nicht Rad fahren. Der Daniel hat gesagt, ich soll heute nicht aufs Rad, ich soll heute einen Pausetag machen. Und ich mir gedacht habe, ich würde so gerne jetzt da aufsteigen und rausgehen. Vielleicht auch da gleich

Daniel:

der erste Punkt. Der größte Fortschrittsverhinderer ist eigentlich, dass man zu viel will. Vor allem am Anfang. Wir kennen das klassisch 1. Jänner. Ab 2. oder spätestens 7. Jänner sind die Fitnesscenter voll. Das nicht nur in Österreich, sondern weltweit. Und ab 15. Februar gehören die Fitnesscenter wieder den Leuten zurück. die auch im Dezember dort waren. Das ist das beste Geschäftsmodell der Welt, finde ich, weil die wissen das natürlich auch. Ja, natürlich, vor allem bei zwölf Monaten Mindestvertragslaufzeit etc. ist das ein Bondengeschäftsmodell. Und man geht ja dann auch nicht schon im März hin und kündigt, weil die Schmach will man sich auch nicht geben, aber das ist eine andere Geschichte. Was ich eigentlich hier an dem Punkt sagen möchte, ist, wir gehen am 1. Jänner hin. holen uns die Muskelkater unseres Lebens, haben vier, fünf Tage so Muskelkater, dass wir kaum von der Couch oder aus dem Bett hochkommen. Und danach schlagen wir den Körper wieder K.O., weil wir wieder hingehen. Und das ist etwas, das sehe ich sehr, sehr oft in der Leistungsdiagnostik. Und das sehe ich sehr oft, wenn Leute zu mir kommen und sagen, du Daniel, ich gehe seit zwei Jahren laufen. In den ersten sechs Monaten hat sich richtig viel getan. Und danach... Seither tut sich nichts mehr. Und dann stelle ich immer eine provokante Frage. Wie oft gehst du laufen? Und die Antwort kommt dann immer, na dreimal pro Woche, sage ich. Dienstag, Donnerstag, Samstag. Und dann kommt von mir die provokante These und ich sage, naja, kann es sein, dass du jedes Mal gleich lange läufst, die gleiche Strecke läufst, mit der gleichen Geschwindigkeit und das dreimal die Woche? Dienstag, Donnerstag und Samstag, weil wir haben gelernt, Ruhetage sind wichtig dazwischen und das lässt sich so gut vereinbaren. Und oftmals ist die Antwort, ja genau. Und dann frage ich ihn, was soll dein Körper noch lernen, außer dass er weiß, dass Dienstag, Donnerstag und Samstag ist. Er hat außer die Wochentage nichts gelernt. Und das ist halt etwas, da sind wir jetzt wieder in der Trainingswissenschaft. Wir wollen den Körper nicht K.O. schlagen. was wir bei dem Training sicherlich nicht mehr machen, weil nach zwei Jahren weiß er, okay, am Dienstag, naja, wir waren zehn Minuten unterwegs, 50 Minuten habe ich noch vor mir, dann gehen wir in die Dusche und den restlichen Tag verbringen wir auf der Couch. Gut, passt, Haken drunter. Naja, aber wenn ich ihm dann sage, naja, wir gehen jetzt vielleicht zehn Minuten länger laufen, aber dafür ein bisschen langsamer, Dann wird auch einmal das Laufen gar nicht mehr so anstrengend. Und was ich vorher noch vergessen habe, ist zu meiner provokanten These, Sport fühlt sich für die Leute immer nach Sport an, wenn sie schwitzen, wenn sie keuchen, eine Mindest-KMH-Anzahl, also wenn wir jetzt beim Laufen sind, laufen. Und das muss sich anstrengend anfühlen. Nein, das ist nicht Sport. Sport kann viel, viel mehr sein. Sport kann so, wie du das Low-Intensity-Training besprochen hast, beim Radfahren sein, wo ich sage, es kann mit Nasenatmung stattfinden, du könntest dazwischen theoretisch sehr komplexe Aufgaben noch lösen und das Einzige, was dir vielleicht nach einer Stunde, 15 oder eineinhalb Stunden am Rad wehtut, ist der Hintern. Aber sonst fühlen sich deine Beine... sehr gut an, dein Herz-Kreislauf-System fühlt sich gut an und vor allem dein Kopf fühlt sich frisch an. Das heißt, das, was wir in diesen eineinhalb Stunden gemacht haben, ist, wir haben dem Körper gezeigt, du machst Sport, ja, aber du machst moderaten Sport. Das heißt, das ist kein Stressor, sondern das wirkt eher entstressend. Und das ist auch noch ein Punkt, den ich machen möchte, ist, Sport soll Ausgleich sein. Wir dürfen uns schon mal körperlich verausgaben. Aber Sport darf auch einen gewissen Entspannungsmodus haben. Wir kennen es oft, stressiger Alltag, Bürotag gewesen, viele Telefonate, viele Meetings, Videocalls, Informationen, vielleicht ein nicht so erfreuliches Telefonat. Was macht der Körper? Er schüttet Stresshormone aus. Wie haben wir in der Vergangenheit reagiert, wenn Stresshormone ausgeschüttet worden sind? Entweder wir haben gekämpft oder wir sind davon gelaufen. Das waren so die zwei Überlebensstrategien. Das kommt beim Telefonaten nicht gut. Also kämpfen verbal, ja, tun wir noch. Gott sei Dank nur noch verbal. Und davonlaufen ist beim Telefonat auch schwierig. Das heißt, wir haben jetzt die Stresshormone im Körper. Und unser Körper muss sich dann einfach, oder wir müssen uns überlegen, wie bringe ich die wieder raus. Und deshalb hilft zum Beispiel vielen Leuten, locker spazieren gehen nach der Arbeit. den Hund eine Runde ausführen. Der freut sich, wir kommen auf andere Gedanken etc. Oder locker Radfahren gehen. Einfach in die Natur hinausgehen und unsere Umwelt wieder wahrnehmen. Und das darf auch mit Sport verbunden sein.

Christian:

Das Witzige, wie du vorher gesagt hast, nämlich ein Podcast hören oder ein neues Album oder so. Ich bin früher immer mit Musik gefahren, was dazu geführt hat, dass die Musik mich meistens gepusht hat und ich dann erst recht so richtig am Gas geschenkt bin. Ich fahre zum ersten Mal in meinem Leben Rad, nicht mit Kopfhörer im Ohr, sondern ich fahre einfach. Wind, Geräusch und bin einfach draußen. Und ich hätte das nicht für möglich gehalten, dass man das mehr Spaß macht als mit Musik, weil ich mich jetzt, genauso wie du beschreibst, ich fokussiere mich jetzt eher auf mein Körpergefühl. Wie geht es mir gerade? Und versuche dann, also wir werden in diesem Podcast noch sehr viele Dinge abdecken von Technik her. Ich fahre zum ersten Mal in meinem Leben, deinetwegen, mit einem Powermeter. Ernährung. Ernährung, Schlaf, da gibt es so viele Themen, die wir da noch zusammenfassen müssen. Aber eins davon ist tatsächlich, dass ich jetzt viel mehr auf meinen Körper und auf das Gefühl achte, weil ich nicht mehr mit Musik fahre und weil ich genau diesen Shift gemacht habe hin zu ich freue mich wirklich darauf, das machen zu dürfen und nicht K.O. schlagen und wieder aufstehen, K.O. schlagen und wieder aufstehen. Dazu hätte ich eine These.

Daniel:

Sag. Die These, warum bist du früher mit Musik gefahren und jetzt ist es wichtig, auch ohne Musik zu fahren, ist, dass Das, was unsere aktuelle Zeit vor allem auszeichnet, ist ständige Erreichbarkeit, konstanter Informationsfluss, sei es über Podcasts, wie es wir jetzt machen, sei es über Videos, Social Media Kanäle, Nachrichten, E-Mails etc. Das heißt, wir sind ständig erreichbar und ständig im Verarbeiten der Informationen. Jetzt hatten wir aber früher gar nicht so diesen Zugang und Und vor allem nicht diese Taktung. Und das Ganze wird ja durch KI noch befeuert. Das heißt, die Informationen stellen uns ja weitaus schneller zur Verfügung. Weil so wie du vorher gesagt hast, naja, du hast einmal JGPD befragt. Ja, eh. Früher hättest du mal vorher ein Trainingswissenschaftsbuch in die Hand genommen oder einen Sportratgeber. Das dauert aber weitaus länger, als JGPD zu befragen. Und das möchte ich jetzt gar nicht negativ heißen, aber das ist für mich der Grund, warum wir auch den Sport zur Ruhefindung nutzen können

Christian:

und auch sollten. Bin ich voll bei dir und froh, dass ich diesen Move in meinem Kopf gerade gemacht habe und mir nicht mehr K.O. schlage. Die ganze Zeit. Okay, also wir haben, das ist jetzt mal nur ein grober Überblick. Es geht in dieser Folge einfach mal, einfach gesagt nur darum, vielleicht dir ein bisschen mehr Lust drauf zu machen, dich nicht Karot zu schlagen, sondern Freude am Sport zu finden und diesen Gedanken einmal zuzulassen, dass es nicht so intensiv sein muss. Vielleicht kriegst du das bis zur nächsten Folge hin, dass du mal dich in Ruhe bewegst. Spaziergang hast du völlig richtig gesagt. Ich habe mit Spaziergängen tatsächlich wieder angefangen und Das ist auch schon Sport. Das gilt schon und macht mehr Spaß. Und bei der nächsten Folge hören wir uns vielleicht beim Sport im Ohr zu einem der unzähligen Themen, die da noch dazugehören und die ich als Wiederanfänger quasi lernen muss oder darf von dir.

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